Seitdem ich meine Greifvogel-Fotografien öffentlich auf Instagram teile werde ich des Öfteren gefragt, wie ich es eigentlich schaffe die Vögel so oft anzutreffen.
Anfänglich spielte mir lediglich das Glück einige Bälle zu, doch heute verlasse ich mich auf mein selbst angeeignetes Fachwissen und meine ganz eigene Art von Strategie.
Wollt ihr also gewissen Greifvogelarten häufiger begegnen, dann ist dieser Blogartikel genau das Richtige für euch.
Goldene Faustregel vorab:
Habt stets Respekt vor der Natur und den Bedürfnissen der Greifvögel!
Was brauche ich um Greifvögeln zu begegnen und um diese zu fotografieren?
1. Geduld
Über eines solltet ihr euch im Klaren sein, ohne Geduld bleibt der Erfolg minimal!
Die Natur verbirgt viele Geheimnisse, die sie euch offenbaren kann desto geduldiger ihr mit ihr und ihren tierischen Bewohnern seid.
Wer langfristig also viel Zeit und Geduld mitbringt wird am Ehesten belohnt werden.
Ich verbringe teils 3-4 Stunden in der Natur, wenn ich mir vornehme mal wieder ein paar Aufnahmen zu machen.
2. Intensives studieren mehrere Landschafts- und Naturschutzgebiete
Informiert euch im Internet über zugängliche Landschafts- oder Naturschutzgebiete, welche ihr genausten studieren wollt.
Bei eurem ersten Streifzug durch diese Gebiete solltet ihr euch einen guten Naturführer und etwas zum Schreiben mitnehmen.
Notiert euch alles was ihr für wichtig befindet. Das könnte zum Beispiel sein welchen Singvögeln ihr begegnet seid.
Welche Bäume wachsen dort?
Welche Stauden, Gewächse und Pflanzen habt ihr entdeckt?
Fotografiert Vogelnester, Federn, Bäume und Tierspuren.
Gibt es freie Felder wo Greifvögel wie z.B. Mäusebussarde und Turmfalken Möglichkeiten zum Beutejagen haben? Gibt es Möglichkeiten ein Stativ aufzustellen?
Wird das Gebiet von vielen oder eher weniger Menschen aufgesucht?
Desto weniger Menschen in unmittelbarer Nähe sind desto bunter ist das Treiben der Tiere, so viel sei euch sicher.
Verschafft euch einen Überblick über alles und überlegt ob ihr euch zukünftig vorstellen könnt viel Zeit vor Ort zu verbringen.
Desto sicherer ihr euch in euren Forschungsgebieten fühlt, desto entspannter seid ihr und das bedeutet, dass von euch eine angenehme Ruhe ausgeht die sich auf die Tiere übertragen kann.
Folgenden Naturführer verwende im Übrigen ich:
Tiere und Pflanzen - Der grosse Kosmos-Naturführer
Er beinhaltet 1900 Einträge über Tiere Pflanzen und Pilze. Außerdem hat findet ihr dort ein paar Seiten die sich mit Tierspuren beschäftigen.
3. Macht euch den natürlichen Tagesablauf der Greife zum Vorteil
Wer Greifvögel fotografieren möchte der sollte sich intensiv mit den Vögeln beschäftigen. Zum Beispiel solltet ihr wissen, dass viele Greifvögel vor allem in den frühen Vormittagsstunden und zur Mittagszeit aktiv auf der Jagd sind.
Wollt ihr also ein paar eindrucksvolle Aufnahmen machen solltet ihr herausfinden wie die Vögel ihren Alltag im jeweiligen Naturschutzgebiet gestalten.
Besucht die Tiere zu unterschiedlichen Uhrzeiten und verschafft euch einen Überblick darüber, wie aktiv sie zu den unterschiedlichsten Tageszeiten sind.
Einen Monat lang bin ich zum Beispiel jedes Wochenende, sowohl samstags als auch sonntags immer zu selben Uhrzeit aufs Feld gefahren.
Gegen 8 Uhr 30 morgens kam ich dort an und musste feststellen, dass vor allem die Mäusebussarde zu dieser Zeit oft gemeinsam gewisse Aussichtspunkte verwenden und es demnach recht einfach ist sie auf Ästen ruhend zu fotografieren.
Auf Jagd- und Revierflüge begeben sie sich erst viel später.
Das liegt daran, das Mäusebussarde recht abhängig von Luftströmungen sind.
Die beste Strömung für sie begingt wohl erst gegen 12-13 Uhr.
Zu diesen Zeiten konnte ich sie fast ausschließlich hoch oben in den Lüften ausmachen.
Bei Turmfalken verhält es sich nochmal ganz anders, früh morgens habe ich sie noch nie angetroffen, jedoch grundsätzlich ab 11 Uhr.
Meistens trudeln sie um diese Uhrzeit so langsam ein, suchen sich einen geeigneten Baum als Ansitzwarte und betreiben dann langfristig Jagd auf Mäuse und Insekten.
Natürlich verschieben sich die Zeiten je nach Jahreszeit auch immer etwas, aber das findet man alles heraus, wenn man sich langfristig mit den Tieren auseinandersetzt.
Spätabends traf ich nur noch selten auf die Vögel und begebe mich demnach auch gar nicht erst aufs Feld, sobald die Dämmerung beginnt.
4. Werdet von potenzieller Gefahr zum "Freund"
Meiner Meinung nach ist dieser Abschnitt der Wichtigste überhaupt.
Nutzt die ersten Wochen dazu ein bekanntes Gesicht beim Tierreich auf eurem ausgewählten Naturschutzgebiet zu werden.
Wie ich das meine?
Ganz einfach:
Habt ihr einen Greifvogel gesichtet den ihr gerne fotografieren wollen würdet, dann tut es nicht sofort. Viel besser ist es, sich mit einem gesunden Abstand, mindesten 25-50 Meter oder mehr, in der Nähe des Vogels aufzuhalten.
Nutzt hierbei ruhig ein Fernglas, aber nicht durchgehend.
Verhaltet euch still, handelt stets ohne hektische Bewegungen und richtet nie direkt euer Objektiv in die Höhe.
Seid einfach da, setzt euch bei Möglichkeit hin und beobachtet.
Lasst euch im Gegenzug genauso beobachten und seid dankbar für jeden Augenblick in dem der Vogel nicht sofort die Flucht ergreift.
Dieses stille Beobachten schärft eure Sine und zeigt dem Greifvogel, dass keinerlei Gefahr von euch ausgeht.
Die Zeit dieser Stille könnt ihr dazu nutzen Eigenarten des Vogels zu notieren.
Wo landet er oft?
Ist er sehr schreckhaft?
Mausert er grade?
Hat er einen Partner?
Hat er eine besondere Gefiederzeichnung, die sich gut einprägen lässt?
Wie lange hält er sich durchschnittlich auf Ansitzwarten auf?
Welche Beziehungen pflegt er zu anderen Tieren?
Desto mehr ihr über den Greifvogel und seine Eigenheiten in Erfahrung bringt, desto leichter wird es euch irgendwann fallen ihn wiederzuerkennen, aber auch zu fotografieren.
Bitte lauert dem Vogel nicht auf.
Lasst ihm stets selbst die Wahl inwieweit er sich euch nähern möchte.
Und glaubt mir, desto ruhiger und geduldiger ihr mit den Vögeln seid, desto eher werden sie euch das ein oder andere Mal überraschen.
Anfänglich hatten die Turmfalken auf dem Feld auf dem ich regelmäßig fotografieren gehe eine sehr hohe Fluchttendenz sobald sie mich erblickten.
Diese baute sich jedoch von Monat zu Monat stetig ab, dadurch das ich sie öfter einfach nur seelenruhig beobachtete, anstatt sie direkt zu fotografieren.
Ähnlich verhielt es sich mit den dort heimischen Mäusebussarden, im Juli 2018 jedoch jagten sowohl die Falken als auch die Bussarde nur noch mit einer maximalen Distanz von 15-20 Meter von mir entfernt.
Sie hatten mich mittlerweile in ihrem Revier akzeptiert und als ungefährlich eingestuft und somit gelangen mir einige Aufnahmen, die ich mir Monate zuvor nur erträumen habe lassen.
Ich wurde Zeuge dessen, dass die Turmfalken sich im Juli häufiger mit den Bussarden um gewisse Ansitzswarten stritten und das die Falken mutig genug waren sich durchaus auch mit mehreren Bussarden gleichzeitig anzulegen.
Teilweise schafften sie es sogar diese erfolgreich in die Flucht zu jagen.
Junge Falken traf ich zu dieser Zeit auch vermehrt an und einen Terzel der sich mitten in der Mauser befand.
Manchmal verbrachte ich meine Zeit aber auch damit potenzielle Gefahrenquellen für die Vögel aus der Welt zu schaffen. Damit meine ich, dass ich das Feld bewusst nach Plastikmüll (und ja leider kommt so etwas auch auf Naturschutzgebieten vor), nach Flaschen, Drähten und anderweitigen Gefahren abgesucht habe. Dadurch entwickelte ich eine tiefere Bindung zu den Vögeln und empfand meinen Aufenthalt dort doppelt so wertvoll.
Mein wichtigster Tipp zum Einprägen:
Werdet ein guter Freund der Vögel, ein Verbündeter der sich für sie einsetzt und nicht ihr Jäger mit dem Objektiv.
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