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Unsere heimischen Greifvögel

         Der Mutige

Klasse: Vögel (Aves)

Ordnung: Falkenartige (Falconidae)

Familie: Falkenartige (Falconiformes)

Gattung: Falken (Falco)

Größe: ca. 34,5-36 cm

Gewicht: bis zu 220 g (Männchen sind leichter)

Flügelspannweiteca. 75-76 cm

Balzzeit: März bis April

Brutsaison: Mitte April

bevorzugte Beutetiere: Wühl- und echte Mäuse, Eidechsen, Insekten

Besonderheiten: Rüttelflug, Männchen und Weibchen unterscheiden sich optisch stark voneinander, brütet gern in Kirchtürmen

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Der Turmfalke ist der häufigste vorkommende Falke in Mitteleuropa und hier in NRW bin ich ihm auch schon oft über den Weg gelaufen.

Weibchen und Männchen unterscheiden sich stark voneinander.

Einen ausgewachsenen Terzel erkennt man an seinem blaugrauen Kopf und den schwarzen rautenförmigen Flecken auf seinem rotbrauen Rücken.

Außerdem sind seine Oberschwanzdecken, der Hinterrücken und die Schwanzfedern (Stoß) hellgrau. Die Schwanzfedern zeigen eine deutliche schwarze Endbinde mit einem weißen Saum auf.

Der Bauch des Terzels ist hell cremefarben und leicht bräunlich gefleckt oder gestreift.

Zudem sind der Unterbauch und die Unterflügeldecken weiß.

Ich habe bereits männliche Turmfalken angetroffen, deren Kopfgefieder ein wunderschönes kräftiges blaugrau bzw. ein sehr sanftes silbergrau mit leicht bläulicher Nuance aufgewiesen haben.

Jedenfalls sind vor allem männliche Turmfalken wunderschön anzusehen.

Ausgewachsene Weibchen wiederum haben eine schwarze Querbänderung auf dem rotbraunen Rücken. Ihr Schwanzgefieder (Stoß) ist braun, hat außerdem mehrere schwarze Querstreifen und eine deutliche Endbinde.

Der Bauch ist dunkler als beim Männchen und weist eine stärkere Fleckenzeichnung auf.

Jungvögel sehen ausgewachsenen Weibchen enorm ähnlich und es ist sehr schwer sie zu erkennen. Solltet ihr allerdings im Juli vermehrt auf "weibliche" Turmfalken stoßen könnten es sich hierbei durchaus um Jungvögel handeln, da diese zu der Zeit langsam ausfliegen.

Allgemein sitzt das Gefieder der Jungvögel etwas lockerer und weniger nah am Körper.

Manchmal sind noch Reste des Dunengefieders (weiße flauschige Federn) ersichtlich.

Möchtet ihr auf Nummer sicher gehen werdet ihr also ein sehr gutes Fernglas und eine sehr gute Kamera benötigen.

Ebenfalls ein Hinweise auf das Alter der Vögel: Die Wachshaut und der Augenring.

Bei Jungvögeln sind diese hellblau bis grüngelbich.

Der Augenring und die Wachshaut bei adulten Turmfalken ist stets gelb.

Wirklich bewusst bin ich noch nie einem jungen Turmfalken begegnet.

Allerdings traf ich im August 2018 häufiger auf einen Terzel der sich grade in der Mauser vom Jugendkleid ins adulte Gefieder befand.

Sein Rücken wies sowohl die typischen Merkmale des Weibchens als auch des Männchens auf.

Von Woche zu Woche wurde sein Kopf immer blaugräulicher.

Der Stoß war ebenfalls auffällig. Bloß eine einzige graue Feder ließ sich Ende August erkennen, der restliche Stoß erinnerte jedoch weiter an sein Jugendkleid.

Für mich war dieser Terzel eine tolle Möglichkeit die Mauser der Falken hautnah zu studieren und mitzuerleben. Leider habe ich ihn ab September 2018 nicht mehr wieder gesehen und kann bis heute nicht sagen, was aus ihm geworden ist.

Außerordentlich interessant ist auch das Jagdverhalten der Turmfalken.

Sie können stundenlang auf einer Ansitzwarte sitzen und sich dann plötzlich in die Höhe begeben und auf der Stelle rütteln. Innerhalb von Sekunden stürzen sie sich schließlich in die Tiefe um ihre Beute zu greifen. Leider sind etwa die Hälfte aller Beutefangversuche der Turmfalken erfolglos.

Das heißt während der Brutsaison muss das Männchen sich wirklich ins Zeug legen, um seine Familie zu versorgen. Hinzukommt, dass der Rüttelflug unglaublich Kräfte zehrend ist.

Ihr müsst euch nämlich vorstellen, dass der Falke während dieser Flugtechnik quasi in der Luft "steht"und er dabei unglaublich schnell und heftig mit den Flügeln schlagen muss, um dies überhaupt zu bewerkstelligen.

Darum nutzt der Turmfalke mit Vorliebe Gegenwind, um Energie zu sparen:

Der Kopf bleibt stets über den Fixpunkt (auserkorene Beute), während der restliche Körper nach hinten gleitet, damit der Hals gestreckt ist. Mit weiteren starken Flügelschlägen fliegt der Falke daraufhin wieder nach vorne, sodass der Hals gekrümmt ist.

Oftmals fächern die Falken kurz bevor sie zum Sturzflug ansetzen dann noch einmal ihren Schwanz.

Während meiner häufigen Besuche auf dem Feld konnte ich feststellen, wie anstrengend der Rüttelflug für die Falken ist, denn ihre Beute, die Wühlmaus, bewegt sich ja ebenfalls und bleibt nicht durchgehend auf ein und demselben Fleck stehen. Demnach mussten "meine" Falken sehr häufig immer wieder auf ein Neues in den Rüttelflug übergehen, bis ihnen die Mäuse überhaupt die Chance zum Sturzflug eingeräumt hatten. Wilde Verfolgungsjagden über das weitläufige Feld gehören somit an die Tagesordnung. Blieben mehrere Anläufe erfolglos  gaben die Falken schließlich auf und sammelten neue Kräfte auf einer auserkorenen Ansitzwarte.

Mutig kann man die kleinen Turmfalken ebenfalls nennen, denn ich habe mehrmals beobachten können wie sie sich mit Mäusebussarden anlegten um ihr Revier geltend zu machen.

Ich fand es doch sehr amüsant mit anzusehen, als ein Terzel es tatsächlich bewerkstelligte einen der Bussarde auf dem Feld regelrecht in die Flucht zu treiben.

Weiterhin konnte ich im Sommer 2018 Zeuge der Geselligkeit der Turmfalken untereinander werden. So wurde munter gemeinsam über das Feld geflogen, spielerische Kämpfe ausgetragen und gemeinsam auf Beute gewartet.

Allgemein bekannt sollte wohl die Vorliebe des Brütens hoch oben in Turmgemäuern sein.

Allerdings gibt es wohl auch Turmfalken die bodennah brüten.

Außerdem sind Turmfalken recht faul und übernehmen gerne alte Nester von Krähen, was ihnen allerdings zum Verhängnis werden kann, da sie meist zu schwach sind ihre Brut vor diesen zu verteidigen, vor allem wenn ein großer Schwarm Krähen es auf diese abgesehen hat.

Insgesamt sind die Bestände des Turmfalken sehr stabil.

Sehr warme und trockene Sommer setzen den Vögeln jedoch zu und so kam es zuletzt vor, dass im Sommer 1980 erhebliche Rückgänge der Bestände festgestellt worden sind.

Es bleibt zu hoffen, dass die derzeitigen Bestände auch in Zukunft weiterhin erhalten bleiben, denn seit 2015 steht der Turmfalke auf der Vorwarnliste der roten Liste.

Demnach sollten wir uns weiterhin für sie einsetzen und sie durch den Einsatz von Nistkästen aktiv bei der Brut unterstützen.

Turmfalken-Weibchen
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